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Artikel von Markus Karner auf Wien.info:

 

Wohnraum schaffen: Ungenutztes Baugrundstück auf Zeit verpachten

 

Das Wachstum der Bevölkerung in der Region Wien stellt uns vor die Herausforderung, genügend Wohnraum zu schaffen ohne dass darunter die Lebensqualität darunter leidet. Bis zum Jahr 2024 soll Wien um knapp 200.000 Einwohner wachsen. Dabei ist die anhaltende Flüchtlingsbewegung noch nicht eingerechnet. Nach derzeitigen Prognosen rechnet das Innenministerium mit ca. 350.000 Flüchtlingen bis zum Jahr 2024, die in Österreich um Asyl ansuchen werden. Das sind durschnittlich 170 Flüchtlinge pro Gemeinde, die zumindest vorübergehend untergebracht werden müssen.

Die Politik ist bemüht, mit Hilfe einer Wohnbauoffensive dagegen zu steuern. Eine dauerhafte Entlastung der Immobilienpreise (sowohl in Miete als auch in Eigentum) ist daher nicht zu erwarten.

 

Zersiedelung

In der Regel erfolgt die Schaffung neuen Wohnraums durch eine Verschiebung des Siedlungsrands nach außen. Das betrifft vor allem die Umlandgemeinden. Damit erhöhen sich die Leitungslängen der kommunalen Infrastruktur. Die Siedlungsstruktur streckt sich mit dem Ergebnis in die Länge, dass die Ortszentren veröden und langsam aussterben.

 

Nutzung bestehender Baugrundstücke durch temporäre Bebauung

Dabei gibt es genügend Potential in bestehenden Grätzln und Siedlungsgebieten. Denn im Durchschnitt über 25 Prozent aller Baugrundstücke in Österreich sind unverbaut. Eine Mobilisierung solcher Baulücken hat zwei wesentliche Vorteile:

  1. Schaffung von Wohnraum ohne zusätzlicher kommunaler Infrastrukturkosten

  2. Belebung des bestehenden Siedlungskerns

 

Es gibt im Wesentlichen zwei Gründe, warum Baugrundstücke nicht bebaut werden:

  1. Grundstück wird als Wertanlage gesehen

  2. Grundstück wird für eine zukünftige Bebauung im eigenen Familienkreis aufgehoben

 

Mit der Strategie einer temporären Bebauung könnten solche Grundstücke kurzfristig gegen Entgelt für eine Wohnnutzung zur Verfügung gestellt werden. Eine Nutzungsüberlassung auf Zeit bietet dem Grundstückseigentümer die Möglichkeit, auch weiterhin das Grundstück als Wertanlage zu gebrauchen bzw. das Grundstück für eine mögliche Bebauung in Zukunft freizuhalten und zwischenzeitlich auch Einnahmen für die Verpachtung zu lukrieren.

 

Die temporäre Bebauung soll mit eigens gefertigten Wohnmodulen mit Niedrigenergiestandard in Holzbauweise erfolgen. Nach Ablauf der Nutzungsvereinbarung kann das Wohnmodul problemlos wieder abgebaut werden. Der Grundstückseigentümer findet danach sein Grundstück wieder so vor wie vor der Nutzungsüberlassung, weil auch die geschraubten Punktfundamente restlos entfernt werden können.

 

Kleinteilige Unterbringung von Flüchtlingen

Durch die Nutzung solcher unbebauten Grundstücke (im Einvernehmen mit dem Grundstückseigentümer) wird eine kleinteilige Unterbringung der Flüchtlinge im Siedlungsverbund gewährleistet.

 

Suche nach Kooperationspartnern

Das Konzept wurde entwickelt von der Aktionsgemeinschaft Modulare Humanität und sucht nach Kooperationspartnern. Im Fokus stehen Gemeinden, die nach geeigneten Unterkunftsmöglichkeiten für Flüchtlinge bzw. nach leistbaren Wohnraum innerhalb des eigenen Ortes suchen. Auch Grundstückseigentümer, die Interesse an einer zeitlich beschränkten Nutzungsüberlassung ihres Grundstückes zeigen, werden gesucht.

 

Kooperation mit Gemeinden

Die Aktionsgemeinschaft versucht, Zersiedelung und Schaffung von Unterkünften gemeinsam zu betrachten:

  • Mobilisierung bestehender Baulandreserven / Wiedererlangung eines Gestaltungsspielraums für die Gemeinden

  • Schaffung von Unterbringungsmöglichkeiten

 

Kooperation mit Grundstückseigentümer

Grundstückseigentümer können vorübergehend ihr Grundstück einer Wohnnutzung überlassen:

  • Garantiert zeitlich beschränkte Nutzungsüberlassung des Grundstücks gegen ein Entgelt (Pachtzins)

  • Keine dauerhafte Versiegelung des Grundstücks (Gebäude und Fundament vollständig abbaubar)

  • Leisten eines Beitrags zur Unterbringung von Flüchtlingen (und auch anderen Wohnungssuchenden)